Immer mehr brandenburgische Einrichtungen der Hilfen zur Erziehung gestalten sowohl den Alltag als auch Hilfeplanprozesse partizipativ. Nicht wenige Träger der Einrichtungen stehen hier aber auch noch am Anfang und sind insbesondere in Hinblick auf die Neuregelungen des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes gefordert. Das seit Juni dieses Jahres geltende Gesetz stärkt insbesondere die Beteiligungs-, Beschwerde- und Selbstvertretungsrechte von Kindern und Jugendlichen in den Hilfen zur Erziehung.
Auf die Frage, wie Beteiligung zum gelebten Alltag werden kann, finden Fachkräfte die Antworten und Hinweise am besten zuerst bei den jungen Menschen, beispielsweise beim jährlichen Dialogforum für Kinder und Jugendliche aus den Erzieherischen Hilfen. Im Rahmen des Fachtages haben der Kinder- und Jugendhilfe Landesrat (KJLR) gemeinsam mit der AG „Partizipation in den erzieherischen Hilfen“ und der Fachstelle Beteiligung in den Hilfen zur Erziehung die im vergangenen Dialogforum vom 27-28.09.2021 erarbeiteten Themen und Ergebnisse einer breiten Fachöffentlichkeit präsentiert. Ziel war es die Fachkräfte der freien und öffentlichen Jugendhilfe in die Lage zu versetzen die erarbeiteten Empfehlungen in der Praxis umzusetzen.
Am Fachtag nahmen 75 Fachkräfte der freien und öffentlichen Jugendhilfe, Kolleg*innen der Einrichtungsaufsicht und Katrin Krumrey als Kinder- und Jugendbeauftrage des Landes Brandenburg teil. Zur Einführung stellten Mitglieder der AG „Partizipation in den erzieherischen Hilfen“ die Neuregelungen des Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG) und deren Bedeutung für die Praxis dar. Hier unternahmen sie eine Zeitreise ins Jahr 2025 und fanden Artikel in der Tagespresse, die die neuen Entwicklungen beispielhaft darlegten. Es wurde festgestellt, dass vieles schon auf dem Weg ist und trotzdem noch einiges auf den Weg zu bringen ist.
Um gute Entwicklungen zu verdeutlichen, wurden im weiteren Verlauf vier Best Practice Beispiele aus dem Land Brandenburg präsentiert. Yvonne Hey, Geschäftsführerin der Kleeblatt GmbH und Andrea Krause, Sachgebietsleiterin des Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) im Landkreis Dahme-Spreewald stellen das regionale Dialogforum des Landkreises unter Schirmherrschaft des Landrates vor. Sie skizzierten einen Entwicklungsprozess für die Fachkräfte im ASD, in den Einrichtungen und auch für die jungen Menschen, der von einem hohen Maß an Selbstwirksamkeitserfahrungen für alle Beteiligten geprägt ist.
Der Kinder- und Jugendhilfe Landesrat stellte der Fachöffentlichkeit die Entwicklung des Gremiums von der ersten Idee im Rahmen des 1. Dialogforums bis zur bevorstehenden Wahl zur dritten Legislatur im September 2022 dar. Hier konnten Sie mit beeindruckenden Ergebnissen begeistern und nutzen natürlich die Chance, die Fachkräfte um Unterstützung bei der Wahl in diesem Jahr zu bitten. Dabei geht es vor allen Dingen darum, jungen Menschen in ihren Einrichtungen Zugang zu Informationsmaterialien zur Wahl zu ermöglichen und sie zu ermutigen zu kandidieren.
Die Fachstelle stellte die im Jahr 2019/2020 durchgeführte Qualifikation zu Multiplikator*innen für Partizipation in den Hilfen zur Erziehung vor. Lydia Velten vom Jugendprojekt Alreju-Diakonisches Werk Oderland-Spree e.V. war Teilnehmer*in dieser Qualifikation und schilderte eindrücklich ihr Erleben der Maßnahme und die positiven Auswirkungen auf die fachliche Arbeit in der Einrichtung.
Anne Miethe von den Wattenbekern stellte die Entwicklung des Beteiligungsgremiums im Träger dar und machte in Ihrem Vortrag die Rolle und Verantwortung von Leitung, die Herausforderung an Struktur und Haltungsbildung bei den Fachkräften notwendige Ressourcen deutlich.
Insgesamt wurde deutlich, dass bei entsprechendem Engagement gepaart mit Ressourcen und partizipationsfördernden Rahmenbedingungen einiges möglich ist.
Am Nachmittag hatten die Fachkräfte die Möglichkeit sich in fünf verschiedenen Workshops auszutauschen. Die Workshops wurden jeweils von einem Mitglied der AG „Partizipation“ und einem Mitglied des KJLR moderiert und orientierten sich thematisch an den Themen des 6. Dialogforums.
WS 1: Schutz der Privatsphäre
WS 2: Einsatz von Praktikant*innen
WS 3: Zusammenarbeit mit Bezugsbetreuer*innen
WS 4: Umgang mit Medien
WS 5: Stärkung der Selbstvertretungen
In den Workshops wurden die Themen der jungen Teilnehmenden des 6. Dialogforums aufgegriffen, Lösungsmöglichkeiten besprochen und Ansätze der Bearbeitung der Themen innerhalb der Institutionen entwickelt.
Im Anschluss bedankten sich die Vertreter*innen des KJLR dafür, dass die Ideen der jungen Menschen bei so vielen Fachkräften auf Interesse gestoßen sind und wünschten viel Erfolg bei der Umsetzung der entstandenen Ideen in der Praxis. Umgekehrt sprachen die Fachkräfte dem KJLR größte Anerkennung, für ihr Engagement und die inhaltliche Arbeit aus.
Die teilnehmenden Fachkräfte gaben überwiegend die Rückmeldungen wichtige Impulse für ihre Praxis mitzunehmen. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass alle Themen der Workshops es verdient hätten als 2tägige Fortbildung aufbereitet zu werden. Es gibt noch einiges zu tun. Hier wird die Fachstelle gemeinsam mit dem MBJS und dem SFBB über die Entwicklung entsprechender Formate in den Austausch gehen.